Ging es beim Pirelli Tuning Award 2010 fair zu?
Es war mir durchaus bewusst, dass das Reglement des Pirelli Tuning Award besagt, dass Fahrzeuge, die einen der ersten drei Plätze belegt hatten die folgenden zwei Jahre nicht an der Veranstaltung teilnehmen dürfen. Deshalb hatte ich bereits vor meiner Bewerbung zur Teilnahme am Award eine Email an Pirelli bzw. an das Jurymitglied von Pirelli gesandt. In der Email hatte ich eindeutig mitgeteilt, dass es sich bei meinem Fahrzeug um das drittplatzierte von 2008 handelt, es sich aber aufgrund des extremen Neuaufbaus und des neuen Halters (2008 meine Frau und ab 2009 mich) um so gut wie ein neues Fahrzeug handelt. Die Rückmeldung von besagtem Pirelli-Mitarbeiter lautete, dass er da kein Problem sehe und ich mich einfach mal bewerben solle, um zu sehen wie die Auswerter der Bewerbungen reagieren würden.
Nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, kam kurze Zeit später die Teilnahmebestätigung per Email und mein Fahrzeug war online auf der tuningaward-Website zu sehen. Dort konnte man also einen nicht unbeträchtlichen Zeitraum bevor das Online-Voting begann mein Fahrzeug sehen und keiner äußerte in irgendeiner Art und Weise, dass etwas gegen meine Teilnahme am Award sprechen würde.
Nach dem Beenden des Online-votings bekam ich dann die Unterlagen mit der Einladung zum Finale zugesandt, sowie die Aufforderung mein Siegerfahrzeug von 2006 mitzubringen. Auch hier kam keine Äußerung über ein Teilnahmeverbot oder sonstiges. Auch bei mehreren Telefonaten mit der Organisation hatte niemand etwas verlauten lassen.
Am Freitag vor dem Award hatte ich also um 8:00 Uhr morgens einen TÜV-Termin gebucht, um die Veränderungen der letzten Jahre und die Aktualisierungen der vergangenen Woche (ich hatte extra eine Woche Urlaub dafür genommen) in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen.
Zum Hintergrund:
Eigentlich hatte ich geplant den Puntoserati aufgrund der teuren und extrem empfindlichen Lackierung nie im Straßenverkehr zu bewegen. Aus versicherungstechnischen Gründen war das Fahrzeug zwar angemeldet aber hatte nachdem es im November 09 drei Jahre alt geworden war keinen gültigen TÜV mehr.
Also brachte ich den Punto mit dem Trailer zur TÜV-Prüfstelle um alles vom Prüfer abnehmen zu lassen und eine HU durchzuführen. Dies war aufgrund der extremen Umbaumassnahmen ziemlich langwierig und danach mussten auch noch die Fahrzeugpapiere auf dem Landratsamt aktualisiert werden, was sich Freitags ebenfalls als sehr schwierig darstellte. Trotzdem hatte ich keine Kosten und Mühen gescheut, um das Fahrzeug für den Event vorzubereiten und entsprechend dem Reglement bei der Show&Shine Rallye zu fahren.
Am späten Freitag Abend ging dann die Reise mit geliehenem Zugfahrzeug und geliehenem Trailer nach München los. Am Samstag trafen dann weitere 41 der gemeldeten 50 Teilnehmer bei strömendem Regen auf dem Olympiagelände ein. Ab 13:00 Uhr begann die Bewertung durch die Jury und wir hatten eigentlich ein sehr gutes Gefühl unter die Top 10 oder sogar die Top 3 zu kommen. Nach der Bewertung verbrachten dann mein Beifahrer und ich 3-4 Stunden damit den Puntoserati mit sündhaft teurer 3M-Steinschlagschutzfolie zu bekleben, um die Lackierung zu schützen. Auch jetzt kamen keinerlei Äußerungen von irgendjemandem aus dem Teilnehmerfeld oder der Organisation bzgl. meiner Teilnahme am Award. Am Abend gab es dann etwas zu Essen auf dem Coubertinplatz und wir fuhren rechtzeitig zurück ins Hotel um für den morgigen Tag fit zu sein.
Am Sonntag morgen starteten wir dann die Show&Shine Rallye ohne irgendwelche Einwendungen von der Organisation, obwohl wir noch direkt vor der Abfahrt mit der Veranstaltungsleitung gesprochen hatten. Wäre die Disqualifikation spätestens zu diesem Zeitpunkt ausgesprochen worden, hätte ich das Ganze ja noch akzeptiert denn die Rallye mitfahren zu müssen war für mich das schlimmste. Die Fahrt war für mich die Hölle, da ich die ganze Zeit um meine Zeit- und geldaufwändige Arbeit fürchten musste.
Als wir die Show&Shine-Rallye beendet und zurück auf den Coubertinplatz gefahren kamen, kam plötzlich der besagte Pirelli-Mitarbeiter auf mich zu, mit welchem ich vor meiner Bewerbung den Emailverkehr bzgl. meiner Teilnahme hatte. Er meinte, dass sich am Samstag Abend Teilnehmer darüber beschwert hatten, dass ich mit dem Fahrzeug schon wieder teilnehmen würde, weshalb sie mich nicht zur Preisverleihung zulassen könnten. Dies hätten sie am Samstag Abend gegen 23:00 Uhr beschlossen aber wohl vergessen mir vorher mitzuteilen. Wer diese Entscheidung allerdings getroffen hatte konnte mir im Nachhinein keiner sagen. Jeder schiebt die Verantwortung auf jemand anderen und von der Jury wusste keiner etwas von dieser Entscheidung.
- Hat im Endeffekt alleine der Mitarbeiter von Pirelli diese Entscheidung getroffen (Hätte ich absolut nicht von ihm erwartet aber es bleibt mir nichts anderes übrig als das zu vermuten, da sich bis dato niemand von Pirelli dazu geäußert hat)?
- Hat diese Entscheidung etwas damit zu tun, dass er nebenbei eine Tuningfirma hat und nach meiner Disqualifizierung der dritte Platz von einem Fahrzeug belegt wurde, welches von ihm mit Suicide-Doors und Luftfahrwerk ausgestattet wurde?
Auch beim Erstplatzierten Fahrzeug stellt man sich die Frage, wie dies zum Pirelli Tuning Award 2009 und 2010 zugelassen wurde. Es ist zweifelsohne ein perfekt gemachtes und wunderschönes Auto, nur dass es eigentlich ein Firmenpräsentationsfahrzeug von BSG-Racing (www.bsg-racing.de) ist und Teilnehmer mit professionell getunten Fahrzeugen laut dem Reglement ebenfalls nicht zugelassen sind. Hier steht ebenfalls etwas dazu:
Die Siegerfahrzeuge der Vorjahre zum 10-jährigen Jubiläum des Pirelli Tuning Award:
Es wurde erwartet, dass man sein Vorjahressiegerfahrzeug unentgeltlich nach München (für mich ca. 600km hin und zurück) bringt um es Pirelli für die Ausstellung zu deren 10-jährigem Award-Jubiläum zur Verfügung zu stellen. Im Olympiapark angekommen gab es weder einen speziellen Platz noch irgendwelche Beschriftungen oder Auskunftsschilder, dass die hier gezeigten Fahrzeuge die Vorjahressieger darstellen würden. Diesem Aufruf sind dann auch gerade mal 2 Personen gefolgt. Einer davon war ich, aber der andere Teilnehmer hatte wenigstens die Chance die Show&Shine Rallye mitzufahren und auch zu gewinnen. Meine Wenigkeit hingegen hat das Fahrzeug durch einen zusätzlichen Fahrer mit nach München gebracht und dort unbeaufsichtigt abstellen dürfen.
Diese Jahr gelang es der Organisation wieder den Event noch einfallsloser zu gestalten als in den Jahren zuvor. Das Roadbook war nur zur Hälfte gebunden und der Rest mit losen Blättern beigefügt. Die Rallye begann mit einer ewigen Autobahn-fahrerei, welche auch noch erst am Vortag und auch noch am aktuellen Tag geteert wurde -toll für empfindliche und aufwändig lackierte Fahrzeuge. Die Route führte durch eine Baustelle, in der man an einer Stelle links abbiegen musste an welcher es eigentlich verboten war dies zu tun. Es gab dieses mal auch nur noch zwei Wertungsstationen an denen dieses mal auch noch Aufgaben zu lösen waren, die rein gar nichts mit Pirelli zu tun hatten. Bei der ersten Wertungsstation musste man Fahrzeugfronten erraten, was für nicht VW/Audi-kundige fast unmöglich war und bei der zweiten Aufgabe ging es darum mit einem Smart einen Fußball in ein Tor zu stoßen. Da hat sich ja wirklich jemand Gedanken gemacht.
Das Veranstaltungsgelände:
Auf dem Coubertinplatz war weder für nahgelegene Parkmöglichkeiten für Begleitfahrzeuge gesorgt noch gab es irgendwelche Sitzgelegenheiten in der Nähe unserer Fahrzeuge. Das größte Ärgernis für die Teilnehmer war allerdings, dass es weder für Nachts noch am Tage eine Absperrung für die Teilnehmer- und die Ausstellungsfahrzeuge der Juroren gab. Tagsüber hatte man also die ganze Zeit damit zu tun irgendwelche Spaziergänger daran zu hindern in sein Auto einzusteigen, sich auf die Motorhaube zu setzen oder sich an die Fahrzeuge anzulehnen. Am Abend wurde das Ganze dann noch übertrumpft, indem man ungefähr 10-15m neben den geparkten Fahrzeugen eine Open-Air Bühne aufgebaut hatte und dort eine Rockband (die zur Abwechslung mal ganz gute Mukke spielte) das Abendprogramm bestimmen lies. Glücklicherweise wurde es versäumt den Event werbewirksam für Pirelli in der lokalen Presse zu bewerben. Dadurch stieg die Zuschaueranzahl bei dem Konzert nicht über 30 Veranstaltungsfremde an, aber es reichte durchaus, dass sich mehrere Betrunkene zwischen den Fahrzeugen aufhielten und sich niemand von der Veranstaltungsorganisation darum kümmerte. -Warum auch, wir sind ja alle auf eigene Gefahr dorthin gefahren, dann braucht man sich darum ja nicht zu kümmern und die angepriesene Security für die Fahrzeuge traf wohl erst nach dem Veranstaltungsende ein. Ich habe nämlich keinen einzigen davon gesehen.
Man lässt also Privatpersonen und Juroren für eigene Werbezwecke unentgeltlich und auf eigenes Risiko dort Anreisen und erwartet, dass sie Fahrzeuge im Wert von ca. 2,5 Millionen Euro auf dem Platz für ein Open Air Konzert abstellen ohne Abschrankung und Bewachung !!!???
Anhand dieser Fakten lässt sich leicht erkennen, dass die Organisation des Awards nicht im geringsten versteht, wie wir Hobbytuner ticken und was uns wichtig ist.
Ihr habt es mir leicht gemacht den Award ab nächstem Jahr nicht vermissen zu müssen. Danke, Pirelli Deutschland !
Wie ich im Nachhinein erfuhr hätte der Puntoserati wohl laut Punkten knapp an erster Stelle gestanden... ;-((
Anbei die ersten Kommentare aus der Presse zur Disqualifizierung des Puntoserati´s:
http://www.motorvision.de/Artikel/Pirelli-tuning-award-2010-der-rekord-macht-sie-alle-nass,4189.html
"Bevor die Sieger bekanntgegeben wurden, kam es dann zum Eklat. Einer der Topfavoriten, Alexander Wöhr mit seinem Fiat Punto, wurde disqualifiziert, weil er mit demselben Auto bereits vor zwei Jahren unter den Top 3 war. Das Reglement verbietet in diesem Fall eine erneute Teilnahme, es folgte die Disqualifikation. Ein klarer Fehler seitens der Organisation. Die sofortige Abreise von Wöhr ist da – auch wenn es beileibe nicht alle so sahen - nur zu gut verständlich"
http://www.reifenpresse.de/news/tuning/detail/article/sieger-des-pirelli-tuning-award-steht-fest.html?tx_ttnews%5bbackpid%5d=12&chash=a689febf34
"Alles in allem also eine runde Veranstaltung, selbst wenn Motorvision von einem „Eklat“ spricht, der sie überschattet habe: Denn mit Alexander Wöhr soll einer der Topfavoriten für den Titel disqualifiziert worden, weil er – so wird berichtet – mit demselben Auto (einem Fiat Punto) vor zwei Jahren bereits unter den besten Drei bei dem Tuningwettbewerb gewesen ist und das Reglement in einem solchen Fall eine erneute Teilnahme untersage."
http://www.tuning.de/berichte/zeige/tuning-award-zwei
"Gewiss begünstigte auch der Ausfall eines Teilnehmers wegen eines – zweifellos unbeabsichtigten (!) – Reglementsverstoßes die Chancen der VW-Fraktion auf eine Top-3-Platzierung."